Dienstag, 21. Oktober 2008

Die Herausforderung des Glücks

Wir alle wollen glücklich sein. Wir hoffen ersehnen uns ein Leben in Wohlstand und Reichtum. Wir jagen den Versprechungen der Medizin, der Technologie und den Medien nach, die uns ein glückliches Leben vorgaukeln. Aber was ist, wenn diese Hoffnung, diese Versprechen so ins Nichts zerrinnt, wenn die Fortuna uns ein Schnippchen schlägt. Wie man trotz schwerster Handicaps - erinnert sei hier auch an Stephan Hawking. dem genialen Physiker und Mathemaiker - mit seinem "Schicksals" umgehen und auch dem vermeintlich größten Unglück doch "sinnvoll" und damit auch glücklich leben kann, davon handelt der Film "Schmetterling und Taucherglocke".


Der Film beschreibt nach dem gleichnamigen Buch das Leben des erfolgreichen Journalisten Jean-Dominique Bauby, der nach einem Schlaganfall nur noch das linke Augenlid bewegen kann. (Vgl. Susan Vahabzadeh , Die Dämonen müssen schlafen). Zum Schluss schreibt sie: "Jean-Do besteht nur noch aus Emotion und Phantasie, macht aus seiner Krankheit einen Zustand, in dem er alle Träume ausleben kann. Ob Bauby seine Angst vor dem Tod, nach dem er sich anfangs sehnte, wiedergefunden hat, das kann man nicht wissen - wahrscheinlich nicht, denn eigentlich hat er die ganze Zeit von der Unzerstörbarkeit der Seele erzählt." [Mehr zum Film....]Hier ist ein Auzug aus dem Roman Schmetterling und Taucherglocke:

"Heimlich beobachte ich meine Kinder, zusammengesunken in meinem Rollstuhl, den ihre Mutter durch die Krankenhausflure schiebt. Ich bin zwar ein etwas zombiehafter Vater geworden, aber Theophile und Celeste sind ganz wirklich, ständig in Bewegung und am Meckern, und ich werde nicht müde, sie gehen, einfach nur neben mir gehen zu sehen, wobei sie das Unbehagen, das auf ihren kleinen Schultern lastet, mit selbstsicherem Getue kaschieren.

Im Gehen wischt Theophile die Speichelfäden, die aus meinem geschlossenen Mund rinnen, mit Papierservietten ab. Seine Geste ist verstohlen, zugleich zärtlich und furchtsam, so als habe er ein Tier mit unvorhersehbaren Reaktionen vor sich. Sobald wir langsamer werden, legt Celeste ihre nackten Arme um meinen Kopf, bedeckt meine Stirn mit schallenden Küssen und sagt immer wieder und wieder: „Das ist mein Papa, das ist mein Papa", wie einen Zauberspruch.

Wir feiern Vatertag. Bis zu meinem Hirnschlag hatten wir nicht das Bedürfnis, dieses aufgezwungene Miteinander in unseren Gefühlskalender einzutragen, aber jetzt verbringen wir diesen symbolischen Tag zusammen, wahrscheinlich um zu bezeugen, dass eine Andeutung, ein Schatten, ein Stückchen Papa immer noch ein Papa ist.

Ich bin hin- und hergerissen zwischen der Freude, sie ein paar Stunden lang zu sehen, sich bewegen, lachen oder weinen zu sehen, und der Befürchtung, dass der Anblick dieses ganzen Leids nicht gerade die ideale Unterhaltung für einen zehnjährigen Jungen und seine achtjährige Schwester ist.

„Spielen wir was? Vielleicht Galgenmännchen?", fragt Theophile. Eine Welle von Kummer hat mich überwältigt. Theophile, mein Sohn, sitzt brav neben mir, sein Gesicht ist fünfzig Zentimeter von meinem entfernt und ich, sein Vater, habe nicht das simple Recht, mit der Hand über sein dichtes Haar zu streichen, ihn in seinen flaumigen Nacken zu zwicken, seinen glatten, warmen kleinen Körper ganz fest zu umarmen. Was soll ich dazu sagen? Ist es ungeheuerlich, ungerecht, eine Sauerei oder entsetzlich? Plötzlich bringt es mich um. Tränen steigen auf und meiner Kehle entringt sich ein krampfhaftes Röcheln, bei dem Theophile erschauert. Keine Angst, kleiner Mann, ich liebe dich. Immer noch bei seinem Galgenmännchen, beendet er die Partie. Noch zwei Buchstaben, er hat gewonnen und ich habe verloren. Auf einem Stück Papier zeichnet er den Galgen, den Strick und den Hingerichteten zu Ende." Jean-Dominique Bauby
Aufgabe:
Unterstreichen Sie im Text Aussagen, woran Bauby leidet bzw. wobei er Glück empfindet.